Jahr 2

Anekdote der Woche
15
Kampfsport Schach

Diagramm: mögliche Schlussstellung-Weiß am Zug

Bei der französischen Meisterschaft 1989 gerieten die Internationalen Meister Jean-Luc Seret und Gilles Andruet nach der Partie in einen heftigen Streit darüber, ob Andruet vor dem Matt aufgegeben hatte oder nicht.

Während des Streits schlug Seret seinem Gegner mit der Faust ins Gesicht. Die blutende Wunde wurde mit acht Stichen genäht und Andruet beendete nach 10 Runden  in Führung liegend das Turnier. Ausgeschlossen vom Turnier wurde der „schlagkräftige“ Seret aber nicht.

1.1.2025
14
Der Traum eines Weltmeisters

Alexander Aljechin (1892-1946) war ein russisch-französischer Schachspieler und Weltmeister von 1927-1935 und 1937-1946.

Aljechin saß einmal bei einem Bankett mit seinem Erzrivalen Efim Bogoljubow. Bogoljubow begann bald, ihn zu beleidigen, worauf er mit der folgenden Geschichte antwortete:

Ich habe geträumt, ich sei gestorben und an der Himmelstür angekommen. Der heilige Petrus kam auf mich zu und fragte mich, was ich während meiner Zeit auf der Erde getan habe.

„Ich war ein Schachmeister und ich war der Weltmeister“

„Schachmeister? Es tut mir leid, wir nehmen keine Schachmeister im Himmel auf“

„Wie meinen Sie das? Auf der Wolke dort drüben liegt doch der Bogoljubow“

 „Bogoljubow? Ach, der ist doch kein Schachmeister. Er denkt nur, er sei einer“

25.12.2024
13
Libre

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren Frauen als herausragende Schachspieler eine Seltenheit. Mit Sonja Graf (1908-1965) gab es in Deutschland eine der besten der Welt, die mehrmals um die Weltmeisterschaft kämpfte.

1939 reiste Fräulein Graf nach Buenos Aires, um mit ihrer Mannschaft an der 8. Schacholympiade teilzunehmen. Wegen ihrer Abneigung gegen das nationalsozialistische Regime wurde sie aus der Mannschaft ausgeschlossen.

Zur gleichen fand in Buenos Aires die Schachweltmeisterschaft der Frauen, ein Rundenturnier, statt. Graf nahm als Staatenlose unter einer Phantasie-Flagge des fiktiven Landes "Libre" teil.

Mit 16 Siegen und 3 Niederlagen wurde Graf Zweite hinter der Langzeit-Weltmeisterin Vera Menchik.

Sie entschied sich in Argentinien zu bleiben, heiratete dort und zog danach in die USA. Als Frau Graf-Stevenson gewann sie zweimal die US-Meisterschaft.

18.12.2024
12
Slowenisches Schachwunder

Ein 25-jähriger Mann namens Albin Planinc, ein slowenischer Meister ohne FIDE-Titel, nahm 1969 am ersten Vidmar-Memorial in Ljubljana teil. Ein Amateurspieler und Angestellter der Fahrradfabrik Rog spielte bei einem Turnier der höchsten FIDE-Kategorie mit 10 Großmeister, 3 Internationalen Meister und 3 titellosen Spieler.

Während sich andere Turnierteilnehmer auf die Partie vorbereiteten, ging er jeden Morgen zur Arbeit in die Fabrik und eilte nach seiner Schicht zum Turnier.

Vor der letzten Runde führte Planinc mit einem halben Punkt Vorsprung. Mit einem Remis in der Schlussrunde wäre der erste Platz sicher gewesen. Doch Planinc spielte kämpferisch, opferte zuerst einen Bauern und dann einen Turm. Er gewann diese Partie und sensationell das Turnier.

1972 wurde Planinc Großmeister und setzte seinen äußerst fantasievollen Spielstil fort.

11.12.2024
11
150 Jahre Mekka der Schachspieler

Café de la Régence wurde 1681 als eines der ersten Kaffeehäuser in Paris gegründet und diente seit etwa 1740 als wichtigster Treffpunkt der Schachspieler in Europa.

Viele Schachmeister wie François Philidor, Lionel Kieseritzky, Paul Morphy und Daniel Harrwitz waren dort aktiv.

Im Herbst 1843 war das Café Schauplatz eines Zweikampfs zwischen den beiden damals besten Spielern der Welt (inoffizielle Weltmeisterschaft), dem Franzosen Pierre Saint-Amant und dem Briten Howard Staunton.

Zu den regelmäßigen Besuchern des Cafés zählten Berühmtheiten wie Napoleon Bonaparte und Benjamin Franklin. Auch Karl Marx und Friedrich Engels trafen sich hier am 28. August 1844 zum ersten Mal.

4.12.2024
10
Betrug gefilmt

Bis 2016 durfte der blinde norwegische Amateurspieler Stein Tholo Bjørnsen mit einem Bluetooth-Knopf im Ohr spielen, weil er ihn angeblich zur Aufzeichnung seiner Züge benötigte. Dann stellte sich jedoch heraus, dass dieses Gerät nicht mit einem Aufnahmegerät verbunden werden kann, aber als Empfänger, wie zum Beispiel für Schachzüge, verwendet werden kann.

Nachdem die zweijährige Sperre abgelaufen war, setzte Bjørnsen seine Siegesserie fort, wiederum mit Computerunterstützung. Er gewann zwei Turniere hintereinander, bis der Vater seiner 9-jährigen Vereinskollegin etwas bemerkte: Auf der Handfläche der linken Hand klebte ein Bluetooth-Empfangsgerät!

Nach diesem Beweisvideo musste sich Bjørnsen ein anderes Hobby suchen, denn der norwegische Schachverband sperrte ihn lebenslänglich.

27.11.2024
9
Skandal um Gaioz Nigalidze

Der Georgier Gaioz Nigalidze (*1989) ist ein weiterer Vertreter der Smartphone-Großmeister-Scharlatane

Im Jahr 2015 fiel beim Dubai-Open seinem Gegner Tigran L. Petrosian aus Armenien in der 6. Runde auf, dass Nigalidze nach fast jedem Zug zur immer gleichen Toilette rannte. Dort entdeckte der informierte Schiedsrichter ein in Toilettenpapier verstecktes Smartphone. Es gehörte Nigalidze und seine laufende Partie analysierte ein Programm!

Nach längerer Zwangspause tauchte der georgische Ex-Großmeister 2019 in der Schachszene wieder auf. Sein einstiges Elo-Rating von 2566 ist auf aktuell 2370 (Nov. 2024) gefallen.

20.11.2024
8
Unbekanntes Schachgenie

Als Kreisligaspieler des Vereins „SK Memmingen 1907“ war Clemens Allwermann (*1943)  beim Böblinger Open 1998 bei dem 10 Großmeister teilnahmen, in unglaublicher Form. Der krasse Außenseiter mit einer Elo-Zahl von ca. 2000 triumphierte als er in 9 Runden sechs Mal gewann und nur drei Remis abgab.

Im Siegesrausch kündigte er in der letzten Runde gegen GM Sergej Kalinitschew ein Matt in 8 Zügen (!) an. Die verblüffende Ankündigung erwies sich als richtig.  In der betreffenden Stellung konnten aber selbst Weltklassespieler wie Viswanathan Anand ein Matt in 8 Zügen nicht erkennen.

Später wurde bekannt, dass er eine Minikamera in seiner Krawatte und unter seinen Haaren einen Mini-Kopfhörer versteckt  hatte. Sein Komplize übermittelte ihm die vom Programm „Fritz“ vorgeschlagenen Züge.

13.11.2024
7
Schach & Kunst

Im Jahr 1971 wurde der Londoner Kunsthändler Trevor Stowe verhaftet und zu einer Geldstrafe verurteilt, weil er ungewöhnliche Schachfiguren im Schaufenster seines Geschäfts in der Harcourt Street ausgestellt hatte.

Bei diesem ungewöhnlichen Figuren-Set zeigte jede der 32 Figuren ein Paar in einer Liebesstellung. Der Händler musste eine Geldstrafe von 132  £ und die Gerichtskosten zahlen. Stowe hatte sich mit seiner Kunstsammlung auf moderne Kunst mit Schachfiguren spezialisiert.

6.11.2024
6
Unentschieden-Vereinbarung

Eine Ergebnisvereinbarung vor der Partie war schon immer wegen Unsportlichkeit kritisiert worden. Manchmal endeten solche Absprachen zusätzlich mit unangenehmen Überraschungen.

Wenn zum Beispiel eine Seite beschließt, eine Vereinbarung zu brechen: Zu diesem Thema sind einige Fälle ans Licht gekommen:

Als bei einem Mannschaftsmeisterschaftsspiel in Spanien der Ukrainer Ruslan Ponomariov sein Wort nicht hielt und sein Gegner im Vertrauen auf den Pakt einige unüberlegte Züge machte und deshalb die Partie verlor. Ponomariov rechtfertigte den Bruch der Vereinbarung damit, dass sein Mannschaftsführer das verboten habe.

Nur seinem Gegner hatte er dies aber verschwiegen.

30.10.2024
5
Der Zocker

Dawid Janowski  (1868-1927) aus Polen galt zu Beginn des 20. Jahrhunderts als einer der besten Angriffsspieler und war bekannt dafür, bedingungslos auf Gewinn zu spielen. Dieser Charakterzug zeigte sich auch außerhalb des Schachbretts.

So verlor er 1901 sein Preisgeld nach seinem Sieg beim Turnier in Monte Carlo binnen kürzester Zeit wieder beim Roulette. Die Casinoleitung musste ihm sogar das Ticket für die Heimfahrt kaufen.

23.10.2024
4
Stärkstes Schachturnier

Der Sinquefield Cup ist ein jährlich stattfindendes Turnier für Weltklasse-Großmeister, das seit 2013 in St. Louis, Missouri, ausgetragen wird. Der Unterstützer und Namensgeber ist der amerikanische Milliardär und Schachmäzen Rex Sinquefield.

Im Jahr 2014 gehörten alle sechs Teilnehmer zu den zehn besten Spielern der Elo-Ratingliste. Mit einem Elo-Durchschnitt von 2802 war es das stärkste Turnier der Schachgeschichte.

Der damals für Italien spielende Fabiano Caruana sorgte für Aufsehen, als er in den ersten sieben Runden dieses Turniers der besten Supergroßmeister alle Partien gewann.

16.10.2024
3
Arpad Elo

Die Elo-Zahl ist zum weltweiten Standard für die Bewertung der Spielstärke von Schachspielern geworden.

Sein Erfinder, Arpad Elo (1903-1992), war ein amerikanischer Physiker und Statistiker ungarischer Herkunft. Als Schachspieler gewann Elo zwischen 1935 und 1961 acht Mal die Meisterschaft von Wisconsin. 

Ab 1959 entwickelte er sein Bewertungssystem, bei dem Schachspielern auf der Grundlage einer statistischen Auswertung ihrer bisherigen Ergebnisse eine sogenannte Elo-Zahl zugewiesen wird. Ab 1960 wurde das System zunächst vom amerikanischen Verband und ab 1970 auch vom Weltschachverband übernommen.

9.10.2024
2
Fake-Turnier #3

Im Jahr 2005 fand in der südindischen Stadt Thoothukudi im Bundesstaat Tamil Nadu ein Turnier mit 153 Teilnehmern nach Schweizer System statt. Die Ergebnisse wurden beim Weltschachverband zur Elo-Auswertung eingereicht.

Bei der Auswertung der eingereichten Ergebnisse ergaben sich Zweifel an der Richtigkeit der Angaben:

a.) bei 68 Teilnehmern war der Anfangsbuchstabe des Familiennamens ein „A“

b.) bei 40 Teilnehmern ergab sich eine Elozahl-Änderung von genau 0,0

c.) mehrere (vermeintliche) Teilnehmer behaupteten, noch nie in Thoothukudi gewesen zu sein

2.10.2024
1
tank
Antikes Schachspiel statt Waffen

Im Jahr 2003 überfielen die USA (Präsident George W. Bush jun.) den Irak, weil dieser im Besitz von gefährlichen Massenvernichtungswaffen sei. Diese Behauptung beruhte jedoch auf gefälschten „Beweisen“.

Statt Massenvernichtungswaffen fanden die Invasoren jedoch ein wertvolles, antikes Schachspiel aus dem Besitz des irakischen Präsidenten Saddam Hussein. Dieses war im irakischen Nationalmuseum in Bagdad ausgestellt, aus dem während der amerikanischen Invasion weitere 13.000 Kunstgegenstände geplündert wurden.

Etwa 20 Jahre später sprach derselbe George W. Bush jun. von einem brutalen Überfall auf den Irak wie im folgenden Video zu sehen